Hallo Lukas und willkommen zu unserem Interview über das Thema Coming Out. Kannst du uns ein bisschen über dich erzählen und wann du dein Coming Out hattest?
Lukas: Hi, ja natürlich. Also ich bin Lukas, bin 34 Jahre alt, komme aus der Nähe von Amberg und ich bin schwul. Ich habe mein Coming Out im Jahr 2012 mit 24 gemacht, als ich angefangen habe, mich selbst und meine Gefühle besser kennenzulernen.
Wie war deine Erfahrung beim Coming Out, sowohl für dich selbst als auch für deine Freunde und Familie?
Lukas: Es war eine sehr aufregende und auch nervenaufreibende Zeit für mich. Ich war mir nicht sicher, wie meine Freunde und Familie reagieren würden, also hatte ich immer wieder Angst, dass sie mich ablehnen oder sich von mir distanzieren würden. Zum Glück war das aber nicht der Fall und ich habe viel Unterstützung und Liebe von ihnen bekommen. Es war auch sehr befreiend für mich, endlich offen über meine Gefühle und meine Sexualität sprechen zu können.
Was würdest du jemandem raten, der gerade dabei ist, sein Coming Out zu planen oder sich darüber Gedanken macht?
Lukas: Zunächst einmal würde ich ihnen raten, sich selbst gut kennenzulernen und sich über ihre Gefühle und ihre Sexualität im Klaren zu sein. Es ist wichtig, sich selbst zu akzeptieren und sich nicht dafür zu schämen, wer man ist. Es kann auch hilfreich sein, sich mit anderen in ähnlichen Situationen auszutauschen und von ihren Erfahrungen zu lernen. Und wenn man sich dann bereit fühlt, sollte man sich einer vertrauenswürdigen Person anvertrauen und offen über seine Gefühle sprechen. Es ist auch okay, sich Zeit zu nehmen und das Coming Out nicht zu überstürzen, wenn man sich noch nicht bereit dafür fühlt.
Was denkst du, könnten die Gesellschaft und die politischen Institutionen tun, um das Coming Out für LGBTQ+ Menschen zu erleichtern?
Lukas: Ich denke, dass die Gesellschaft und die politischen Institutionen mehr Aufklärung und Sensibilisierung für die Rechte und Bedürfnisse von LGBTQ+ Menschen bieten sollten. Es gibt immer noch viele Vorurteile und Unwissenheit über die LGBTQ+ Gemeinschaft, und das kann dazu führen, dass viele Menschen Angst haben, sich zu outen oder diskriminiert werden. Indem wir mehr über die vielfältigen Erfahrungen und Perspektiven von LGBTQ+ Menschen lernen, können wir sie besser verstehen und unterstützen.
Was würdest du sagen, sind die größten Herausforderungen, denen LGBTQ+ Menschen beim Coming Out gegenüberstehen?
Lukas: Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich die Angst vor Ablehnung und Diskriminierung. Viele LGBTQ+ Menschen fürchten, dass sie von ihren Freunden, Familienmitgliedern oder Kollegen ausgegrenzt oder sogar gefährdet werden, wenn sie sich outen. Es kann auch schwierig sein, sich in einer Gesellschaft zurechtzufinden, die immer noch sehr heteronormativ ist und in der LGBTQ+ Menschen oft als anders oder abnormal wahrgenommen werden.
Was würdest du sagen, ist das Wichtigste, das man beachten sollte, wenn man jemandem beim Coming Out hilft?
Lukas: Ich denke, das Wichtigste ist, demjenigen zuzuhören und Verständnis zu zeigen. Es kann schwierig sein, über die eigene Sexualität und Gefühle zu sprechen, und deshalb ist es wichtig, demjenigen eine sichere und unterstützende Umgebung zu bieten. Auch wenn man selbst vielleicht nicht genau versteht, was derjenige gerade durchmacht, sollte man versuchen, einfühlsam und respektvoll zu sein. Man sollte demjenigen auch zeigen, dass man für ihn oder sie da ist und ihn oder sie unterstützt, egal was passiert.
Was hat sich nach Deinem Outing in deinem Leben geändert?
Lukas: Nach meinem Coming Out hat sich für mich zum positiven entwickelt. Zunächst einmal habe ich mich selbst besser akzeptiert und fühle mich freier und glücklicher. Ich kann jetzt offen über meine Gefühle und meine Sexualität sprechen. Auch meine Beziehungen zu meinen Freunden und Familienmitgliedern haben sich verbessert, da ich ihnen nun alles erzählen kann und sie mich so akzeptieren, wie ich bin. Insgesamt fühle ich mich jetzt viel authentischer und selbstsicherer.
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