Fetisch - ganz normal!

Lauritz aus Frankfurt ist einer von 20 Teilnehmern der zweiten Staffel der Dating-Show „Prince Charming“ die aktuell auf VOX ausgestrahlt wird. Und neben der Suche nach dem richtigen Prinzen, hat Lauritz auch ein besonderes Hobby – nämlich: Fetisch. Wir wollten es einmal genauer wissen und haben nachgefragt:

Bilder: privat / Instagram: lauritz_hofmann

Podcast - Folge 1

Lauritz im Web:

Instagram:
www.instagram.com/lauritz_hofmann/

 

Lauritz, Du bist Teilnehmer der aktuellen Staffel Prince Charming, die derzeit auf VOX ausgestrahlt wird. Was war Deine Intention, sich für diese Sendung zu bewerben?

Man hat es ganz klassisch letztes Jahr schon im TV gesehen und ich fand es so cool, das endlich mal ein schwules TV-Format ins Fernsehen kommt. Das sah relativ lustig aus, die Jungs hatten so viel Spaß und da dachte ich mir „Ich hab auch Bock auf Party, mit ein paar schwulen Leuten was trinken, ein paar coole Dates“ – auch irgendwelche Adrenalindates mit Bungejumping zum Beispiel.

Ich bin so ein Abenteuerverrückter und hab mir gesagt: „Das musst Du machen, Du gehörst da rein.“

Sind Deine Erwartungen erfüllt worden?

Meine Erwartungen sind mega übertroffen worden. Ich habe sowieso damit gerechnet, dass ich nach zwei, drei Folgen rausfliege. Das ich es jetzt schon bis in Folge 6 geschafft habe – damit hätte ich nie gerechnet. Ich bin wirklich mit der Einstellung „Geh dahin, mach Party, hab eine geile Zeit und genieß es einfach“ rein.

Und dann stand plötzlich Alexander – also der „Prince Charming“ – vor Dir. 

Das da auf einmal doch ein Prince vor mir steht, der mir gefällt, damit hätte ich nie gerechnet und deswegen kam auf einmal alles so anders und ich war total überwältigt. Es war viel viel besser und total crazy irgendwie.

Ich hab’s auch in der Show erzählt: Ich kenne ihn von Instagram her seit ungefähr zwei, drei Jahre. Ich fand ihn immer einfach super sympathisch, vom Aussehen voll mein Typ und als er plötzlich vor mir stand, da hab ich die Welt nicht mehr verstanden. Ich wusste erst gar nicht wie ich reagieren soll und wie das alles hier weitergehen soll.

Anmerkung: Und wie das ganze weitergeht, dürfen wir an dieser Stelle leider nicht verraten, da das Finale von Prince Charming noch nicht ausgestrahlt worden ist. 

Bereits bei der ersten Folge, als auch vorab bei der Kandidatenvorstellung hat man bei Dir Deinen Hang zum Fetisch thematisiert. Gewollt oder ungewollt?

Bild: privat

Von der Produktion wurde nichts vorgegeben, es wurde nichts gestellt und es wurden einem auch keine Aussagen in den Mund gelegt. Die Produktionsfirma kam auf mich zu und fragte wie sie mich vorstellen können, was so zu mir passt.

Reisen, das Fliegen, Sport gehört zu mir – und irgendwie auch der Fetisch. Da das schon eines meiner Hobbys ist, hab ich es einfach mal vorgeschlagen. Und die Produktion fand das super interessant und hat mich hier auch in die Umsetzung mit eingebunden.

Fetisch ist bei Dir ein Hobby: Wie darf man sich das vorstellen?

Ein Hobby ist etwas wo man Zeit, Energie, Leidenschaft und auch Geld mit einbringt und investiert. Viele fahren Fahrrad und müssen sich hierfür ein Fahrrad kaufen, andere machen Modellbau und müssen dafür Zeit und Geld investieren und bei mir ist es so, dass ich zum Beispiel für Klamotten viel Geld ausgebe. Ich geh damit auf Events, auf Festivals und mach auch ganz banale Dinge wie einkaufen, ich koche in/mit meinen Fetischklamotten, chille daheim zu Hause oder mache „Fetisch-Kochabende“ zusammen mit Freunden.

So seh ich das ganze bei mir als Hobby: Ich investiere Zeit, Geld und Energie und verbringe in diesen Fetischklamotten Zeit und fühle mich damit unheimlich wohl.

Die Welt der Fetische ist ja relativ groß – welcher Fetisch oder welche Fetische sind es bei Dir?

Meine zwei Hauptfetische sind definitiv Leder und Gummi – das sind Materialien/Stoffe wo ich mich unheimlich wohl fühle. Ich finde, es gibt heutzutage Lederbekleidung schon so streetwear-mäßig – bei Frauen z.B. eine Leder-Jogginghose oder -leggins oder Latex-Leggins.

Bei Männern ist das genau so: Auf der einen Seite natürlich das krasse Lederoutfit wie man’s aus dem TV oder dem Village People – Lederkerl kennt. So etwas ziehe ich eher auf Events, Messen oder privaten Abenden an, aber eine Lederjacke oder mal eine Lederhose bzw. Shirt finde ich vollkommen alltagstauglich. Kombiniert mit coolen Schuhen oder einer coolen Jacke kann man das schon im Alltag leben.

Kannst Du dich noch erinnern, wann Du die ersten Berührungspunkte mit Rubber oder Leder hattest?

Bild: privat

Es ging schon als Kind bzw. Jugendlicher los, aber während meiner Studienzeit habe ich vier Wochen in Sachsen verbracht und habe dort über ein Portal jemanden kennengelernt, der total in dieser Gummiszene aktiv war. Derjenige hatte auch ganz viel Gear, ganz viel Klamotten und der hat mich dann überredet einfach mal ein paar Sachen anzuziehen und auszuprobieren.

Mit zwei vollgepackten IKEA Tüten kam er bei mir vorbei und hatte das komplette Vollprogramm an Gummi mit im Gepäck:

Ganzanzug, Handschuhe, Socken, eine Gummimaske und hat mich praktisch einmal ins kalte Wasser geworfen. Das war so ein einschneidendes Erlebnis, aber ab dem Moment wusste ich: „Wow, das flasht dich ja total, das ist genau dein Ding, das willst du machen.“

Von diesem Moment an hab ich mich dann auch getraut, mal was zu kaufen – das war sozusagen der Start ins Fetischleben.

Du gehst sehr offen mit dem Thema Fetisch um: War das schon immer so oder hat sich das ganze erst im Laufe der Zeit entwickelt?

Meine Fetischseite habe ich lange Zeit verschwiegen und hab es auch nur Fetischleuten erzählt. Bei denen ist einfach das Verständnis da, die verstehen dich, die sehen das genauso wie man selbst. Man hat immer Angst, dass die Gesellschaft – ob es Freunde, Familie oder sonst wer ist – es nicht akzeptiert, dich als komisch abstempeln oder sich von einem distanziert und kein Verständnis dafür hat.

Irgendwann kam dann bei Freunden bröckchenweise durch, dass ich ein bisschen fetischinteressiert bin und es hieß dann immer „Lauritz ist der Fetischboy, was genau so im Speziellen passiert sagt er uns nicht und wollen wir auch nicht immer wissen.“

Ich hatte also schon im Prinzip eine Art Doppelleben, aber jetzt in den letzten zwei, drei Jahren muss ich sagen, wurde ich immer selbstbewusster und hab das auch mehr Leuten erzählt. Ich hab’s auch meiner Familie erzählt, Fotos gezeigt und wie zu erwarten haben sie alle auch super reagiert. Selbst mein Dad, wo man denken würde, dass Väter damit ein Problem haben, meinte „Wow, ich muss ja voll viel von Dir lernen, erzähl mal wie ist das…“.

Eigentlich hab ich nur positive Resonanz bekommen. Dadurch wurde man immer selbstbewusster und hat immer mehr von sich preisgegeben. Früher hab ich zum Beispiel Bilder immer ohne Kopf gepostet, weil man Angst hatte und sicher war. Inzwischen mach ich alles mit Kopf und ich hab’ gemerkt: Je selbstbewusster man auftritt und je stärker das Standing ist, desto mehr wird es akzeptiert.

Wenn man Unsicherheit ausstrahlt, fangen manche vielleicht an sich darüber lustig zu machen oder gegen dich zu schießen. Aber wenn Du sagst „Hey Leute, das ist mein Fetisch – ich steh dazu, das ist geil, das ist mein Hobby – ihr solltet auch mal was ausprobieren, vielleicht findet ihr mehr zu euch selbst“ – dann reagieren solche Menschen ganz anders und respektieren das.

Deshalb hab ich für mich gemerkt: „Sei einfach offen, hab ein Standing“. Gerade in der heutigen Gesellschaft ist das möglich.

Welchen Rat würdest Du jemanden geben, der einen Fetisch für sich entdeckt, aber sich nicht traut ihn auszuleben?

Bild: privat

Ich hab das schon ganz oft erlebt, dass Freunde, Bekannte oder das mich auch Personen auf Instagram anschreiben, die das Thema Fetisch toll finden, interessiert sind aber es noch nie ausprobiert haben.

Mein Rat ist: Probiert es aus, traut euch einfach! Der erste Schritt ist zwar immer schwierig, aber geht einfach mal in einen Fetischladen, kauft euch etwas online, probiert es aus und überwindet euch. Am Ende ist es fast immer so, dass es den Leuten gefällt und sie froh sind, es gemacht zu haben.

Bekannte und Freunde können immer bei mir vorbeikommen, ich hab genügend Zeug hier, dass sie anschauen oder anprobieren können. Und wenn bereits ein gewisser Gedanke im Kopf ist, dass man mal etwas ausprobieren möchte, dann ist da schon irgendwie was. Man muss dem ganzen einfach nachgehen und dieses Drang einfach mal befriedigen und ausprobieren. Wenn’s einem nicht gefällt, weis man es danach auch – aber ohne es auszuprobieren findet man es nicht raus.

Gibts eine Erinnerung an Deinen ersten Besuch in einem Fetischladen?

Ja, die gibt es. Ich bin das erste mal fast zitternd in diesen Gummiladen in Berlin gegangen. Aber es ist immer alles halb so wild wie man denkt. Für die Mitarbeiter ist das Ganze ja selbstverständlich gewesen, es sind genau so Verkäufer wie man sich auch aus dem Supermarkt kennt. Und diese anfängliche Nervosität ist dann ganz schnell verflogen. Deswegen: „Traut euch, macht es, sucht auch Kontakt zu Menschen die Fetischerfahrung haben. Die sind eigentlich immer offen, versuche immer zu helfen und laden Euch immer ein dem Ganzen herzlich beizustehen“

Was wäre Dein Wunsch an deine Mitmenschen in Bezug auf Homosexualiät und Fetisch?

Für Akzeptanz und Toleranz zu werben – das war auch die Intention für meine Teilnahme bei Prince Charming. Egal wie jemand ist: Ob er Fetische hat, ob er schwul, lesbisch, ob er klein, groß, dick oder dünn ist: Man muss einfach mit diesen Vorurteilen aufhören. Das kann ich nur jedem ans Herz legen und man muss es leider jeden Tag auf’s neue predigen: „Sei tolerant, hör auf mit Vorurteilen, hört auf Leute in Schubladen zu stecken, lernt die Leute kenne, gebt jedem eine Chance und versucht einfach miteinander zu leben und nicht gegeneinander“. Jeder ist gut so wie er ist.

Es klingt immer alles so schön und toll, aber es ist leider heutzutage so. Wenn dann wieder jemand sagt, jetzt kommen sie wieder mit Toleranz und Akzeptanz, wir sind doch alle tolerant – nein, sind wir eben nicht und deswegen müssen wir tagtäglich daran arbeiten.

Niemand ist perfekt – auch ich steck noch Leute in Schubladen, aber ich habe gerade durch Prince Charming gemerkt, dass dieses Schubladendenken auch einfach so falsch ist und man einfach an sich selbst arbeiten muss. Immer und immer wieder und jeden Tag auf’s neue.

Das kann man den Leuten nur ans Herz legen: „Öffnet Euch, geht euren Interessen nach, seid offen und verschließt euch nicht“

Stichwort: Intoleranz innerhalb der Community – die ist ja leider auch weit verbreitet:

Grad in der Community. Es gab ja schon Negativkritik gegen diese Show, bevor überhaupt die erste Folge ausgestrahlt wurde. Es wurde „gehatet“, dass es gar nicht divers sei, alles Tunten, alles Schwuppen, alles so bunte Vögel. Ohne das diejenigen auch nur einen Teilnehmer kannten, ging so ein Hate durch die Community, was eigentlich schon traurig ist.

Ich finde gerade dieses Jahr waren wir extrem divers, so extrem unterschiedlich – jeder sah anders aus, jeder hat eigene Sachen die ihn ausgemacht haben. Wir hatten keine 20 Muskelklötze, wir hatten keine 20 Bears oder 20 Twinks – es war wirklich bunt gemischt. Klar kann man nicht alle Felder in so einer Show abdecken, aber ich finde hier sind die Vorurteile und die Intoleranz innerhalb der Community extrem hoch.

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